Untersuchungen zu
Hemerobie und Nutzungsstrukturen
von Siedlungsflächen in Nordrhein-Westfalen

von Andrea Kieser

 

Durch den Einfluß des Menschen weisen Ökosysteme verschiedene Natürlichkeitsgrade auf, die sich je nach Art, Dauer und Intensität der Einwirkungen ausprägen. Die unterschiedliche Belastung der Landschaft bedingt unterschiedliche Standortqualitäten und läßt sich in Stufen von natürlich bis anthropogen einteilen. Dieser Grad der Natürlichkeit bzw. in umgekehrter Sichtweise der Grad menschlichen Einflusses auf (Geo)-Ökosysteme wird als Hemerobie bezeichnet.

Gegenstand der meisten Publikationen zur Hemerobie ist die Landschaft im engeren Sinne. Siedlungsflächen werden dabei relativ ungegliedert einer oder zwei der naturfernsten Kategorien zugeordnet oder sie werden pflanzensoziologisch untersucht und bewertet. Arbeiten mit differenzierteren Ansätzen zur Anwendung der Hemerobie im Bereich der Siedlungsflächen selber wurden bisher vergleichsweise selten vorgenommen. Siedlungen stellen immer Komplexe aus Gebäuden, Verkehrsflächen und Freiflächen mit Vegetation dar. Unterschiedliche Ausprägungen erhalten diese Komplexe durch die variablen Flächenanteile der einzelnen Komponenten sowie durch Artenzusammensetzung und Struktur der Vegetation. Eine Untergliederung in siedlungsspezifische, feinere Hemerobie-Stufen ist demnach möglich und für differenzierte Betrachtungen des Lebensraumes „Stadt“ notwendig.

Im Rahmen dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, Siedlungsbereiche ganzheitlich in Hinblick auf ihre Natürlichkeit zu beurteilen und damit vergleichbar zu machen bzw. Aussagen zum Verhältnis Siedlungskörper/umgebende Landschaft zu ermöglichen.

Die ermittelten Hemerobiegrade werden durch Angaben zu den Vegetations- und Nutzungstypen ergänzt. In Anlehnung an pflanzensoziologische Methoden wurden in Lembeck, Wulfen, Barkenberg und Dorsten weitere Untersuchungen. bezüglich der dominierenden Nutzungen sowie der damit einhergehenden Strukturen und floristischen Zusammensetzungen vorgenommen. Je nach Verteilung und Kombination der örtlich regelhaft miteinander vergesellschaftet auftretenden Nutzungsstrukturen konnten bestimmte Nutzungstypen gebildet und miteinander verglichen werden.

 

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