Gletscher- und Inlandeis in Polargebieten

von Börge Pflüger

 

 

Die Glaziologie ist ein sehr altes Teilgebiet der Geographie. Die ersten beschreibenden Berichte von Gletschern gehen auf das 16. und 17. Jahrhundert zurück. Bereits zu Beginn des 18. Jh. wurden intensivere Forschungen über Glazialerosion, Fließgeschwindigkeit, Schichtung und Massenhaushalt eines Gletschers angestellt. Ende des 18. Jh. erkannte man die klimatischen Ursachen von Gletscherschwankungen. In diese Zeit fällt auch eine erste Gletschertypologie. Mitte des 19. Jh. wurden erste Versuche der mathematischen Beschreibung der Gletscherbewegungen gemacht. Ende des 19. Jh. erschien eine Reihe Lehrbücher, die sich mit der Glaziologie eingehender beschäftigten. Die verbesserte Technik ermöglichte eine Weiterentwicklung der Vermessung von Gletschern und, damit gekoppelt, der Erkenntnis. Luftbildanalysen wurden ab 1923 durchgeführt. Ungestörte Bohrkerne aus dem Eis gewinnt man seit 1954, auch seismische Methoden fanden Einzug in die Glaziologie.

Heute wird in der Glaziologie zumeist versucht, mathematische Modelle über die Veränderung und Fließgesetze der verschiedenen Gletscher zu erarbeiten. Trotz ihres hohen Alters ist die Glaziologie eine unverändert populäre Wissenschaft, nicht zuletzt daher, da die größten vereisten Gebiete an den Polen erst Anfang dieses Jahrhunderts entdeckt wurden und bis heute ihre große Unzugänglichkeit bewahrt haben.

Die Aktualität der Glaziologie wird immer wieder aufs neue belebt durch Klimadiskussionen. Ging man Mitte der 70er Jahre noch davon aus, daß die nächste Eiszeit sich näherte, da eine Reihe niederschlagsreicher Jahre die Gletscher vorstoßen ließ, so ist man heute eher vom Gegenteil überzeugt und rechnet mit einer Erwärmung der Atmosphäre und einem Abschmelzen der Polkappen. In beiden Fällen sind es Gletscher, die reagieren und dem Menschen die klimatischen Veränderungen anzeigen. Jedes verstärkte Abbrechen von Eisbergen in Arktis und Antarktis wird mit Argwohn beobachtet. Modelle werden erstellt, die die Abschmelzvorgänge berechnen sollen und die damit verbundene Höhe des zu erwartenden Wasserstandes der Weltmeere.

Die vorliegende Arbeit behandelt im ersten Teil die Grundlagen der Glaziologie. Er enthält die Entstehungsbedingungen und die Fließeigenschaften der Gletscher ebenso wie die Vielfalt der Typen und Typisierungen in der Fachterminologie. Der zweite, regionale Teil behandelt die Gletscher in den Polargebieten. Hierbei wurde eine Typisierung der Gletscher in den jeweiligen Gebieten der Arktis und Antarktis durchgeführt. Dabei wurde eine Bestandsaufnahme der größeren Gletscher und deren Gletschertypen durchgeführt. In Karten wurde die Verbreitung der Gletschertypen dargestellt.

2. Aufsatz von Heft 10

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